Jewelry of the Southwest 

 

 

Graceful, spiritual, elegant, timeless.

Anmutig, spirituell, elegant, zeitlos.

 - All diese Beschreibungen treffen auf die American Native Art zu. Besonders die Silberkunst und der Schmuck sind für die Indianer mehr als nur Objekte der Schönheit und des täglichen Gebrauchs. Sie sind unentwirrbar verbunden mit Glauben, Tradition, Visionen und Erfahrung. Die Kunst der Navajo, Hopi, Zuni und den Stämmen der Eastern Pueblos im Südwesten der USA reflektiert nicht nur das Vertrauen in ihren „Way of life“, sondern widerspiegelt gleichzeitig die Anpassung an die Welt des 21.Jahrhunderts.

 

Die Heimat dieser schmuckherstellenden Kulturen umfasst die US-Bundesstaaten Arizona und New Mexico und dehnt sich in nördlicher Richtung in die Region der Four Corners aus, wo sich Colorado, Utah, Arizona und New Mexico eine gemeinsame Grenze teilen. Das ist das Land der Wüsten und der verzauberten Felsen, hier lassen die Schatten der Geister und die kargen Schönheiten der Landschaften den Besuchern den Atem stocken – Indianerland mit makellos blauem Himmel und mit feuerroten Canyonlands.

 

Die Resultate dieser Inspirationen, welche die beeindruckende Natur und die zum Greifen nahe Schöpfung dieser Regionen den indianischen Künstlern schenkt, sind auf dem Indian Market in Santa Fe, New Mexico, zu bestaunen, der alljährlich zwei Wochen vor Labor Day im August stattfindet. Hier präsentieren Künstler der Southwestern Pueblos und Tribes ihre feinen Keramikarbeiten und Außergewöhnliches an Textilien, Korbflechtereien, Webkunst, Malereien, Skulpturen und Schmuck. Hier treffen sich Sammler und Liebhaber der Native American Art aus aller Welt sowie Galerien und Museen, um direkt bei den von ihnen favorisierten Künstlern einzukaufen. Und da eine Vielzahl von bemerkenswerten Silbenschmieden stolz auf dem Historic Plaza und rund um den Palace of the Governors die Ergebnisse ihres handwerklichen Könnens zeigen, kann sich der interessierte Besucher einen intensiven Eindruck über die Variationsbreite der Jewelry of Southwestern Indian Art verschaffen. Dramatisch-schöner und teilweise hochmoderner Schmuck von Armbändern (bracelets), Gürtelschnallen (belt buckles), Anhängern (pendants), Ringen (rings), Halsketten (necklaces), Ansteckern (pins), Uhrenbändern (watch bands), Haarspangen (hair barettes), Bola Ties , Ohrringen (earrings), Bow Guards (ketohs), Gürteln (concho belts), Squash Blossoms und andere Arbeiten aus Silber, Gold, Muscheln, versteinertem Holz, Pipestone , Korallen, Edel- und Halbedelsteinen lassen das Herz des Betrachters schneller schlagen.

 

Schmuck stellt für die Native Americans nicht nur einen materiellen Wert dar. Er ist ein Zeichen für Wohlstand und Status, gleichzeitig ein Ausdruck individueller Identität und eine Verkörperung der Ideale indianischer Kultur. Zudem spielt die Schmuckherstellung bei den Stämmen des Südwestens eine hohe, wirtschaftliche Rolle. Einerseits schafft die Schmuckindustrie zahlreiche Arbeitsplätze und sichert so das Familieneinkommen, andererseits kann der Künstler mit der Schmuckherstellung eine Tätigkeit verrichten, welche ihm Spaß macht und womit er seine traditionellen Werte und sein indianisches Erbe weitergeben kann , ohne von den Reservaten in größere Städte ziehen zu müssen. Schmuck ist fast überall im Südwesten der USA erhältlich: an kleinen Ständen entlang vielbefahrener Strassen und entlang der Route 66, in Gift Shops, in stylischen Galerien, in Trading Posts, in Museum Stores, auf Flohmärkten, in Läden der Native Craft Cooperatives oder in Pfandhäusern. Mehrere hundert Millionen Dollar Umsatz werden mit dem Verkauf von indianischem Schmuck und Erzeugnissen wie Beadwork, Keramik, Kachina Dolls, Fetishes und Malerei erwirtschaftet und es scheint als wäre der Markt damit überflutet. Leider ist ein hoher Prozentsatz des Angebotes nicht authentisch. Auch beim Schmuck gibt es sogenannte „Fabrikware“, welche aus maschinengefertigten Teilen bestehen und nur die Steine (oft von minderwertiger Qualität) per Hand eingesetzt werden. Da diese Schmuckfabriken teilweise auch Indianer beschäftigen, wird die Ware als „Handmade by Indians“ oder „Made in USA“ verkauft. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Importware aus Südostasien und Mexico. Manchmal sind es Kopien nach Vorlagen aus Sterlingsilber und echten Steinen, zumeist jedoch schlechtverarbeitete Ware aus Billigsilber und sogar mit „Türkisen“ aus Plastik.

 

Bevor man sich zum Kauf eines indianischen Schmuckstückes entscheidet, sollte man sich Folgendes überlegen: Wer hat es gemacht? Wie wurde es hergestellt? Welche Materialien und welche Steine wurden verarbeitet? Ist das Silber mit „Sterling“ oder „925 Sterling“ (jeweils mit 92.5% Silberanteil und 7.5% Kupfer / seit ca. 1970 üblich, aber keine gesetzliche Vorgabe in USA) oder das Gold mit „14k“ gemarkt? Wann wurde es gemacht? Ist es „handmade“ und hat der Künstler es signiert? Ist es ein natürlicher Türkis?

 

Der erste Indianer, der mit Silber arbeitete, war ein Navajo mit dem Namen Atsidi Sani („Old Smith/Alter Schmied“). Die einen Historiker spekulieren, dass er zwischen 1850 – 1870 die Silberschmiedekunst von einem Mexikaner namens Nakai Tsosie erlernte, der bei Mount Taylor in New Mexico lebte. Andere gehen davon aus, dass er bereits vor seinem Umzug nach Fort Sumner im Jahre 1864 mit Silber arbeitete. In jedem Fall ist von Atsidi Sani bekannt, dass er seinen 4 Söhnen und seinem jüngeren Bruder das Arbeiten mit Silber beibrachte. Ebenfalls einer der ersten Silberschmiede war der Navajo Atsidi Chon („Ugly Smith“) von dem bekannt ist, dass er sowohl in Klagetoh und in Genado in Arizona lebte, etwa ab 1870 mit Silber arbeitete und als erster ca. 1878 Türkise mit Silber kombinierte. Ab ca. 1900 verwendete man neben Türkis auch Koralle sowie weitere Halbedelsteine. Zunächst gewannen die Indianer das Silber durch das Einschmelzen und Behämmern von Silbermünzen. Die amerikanische Regierung verbot die Verwendung von US-Münzen im Jahre1890 durch den „Currency Defacement Act“, die Verwendung der mexikanischen Peso-Münze wurde 1930 unter Strafe gestellt. Trotzdem wurde mit „Coin Silver“ bis etwa zum Ende des 2.Weltkrieges gearbeitet. Ab 1940 setzte sich nach und nach der Gebrauch von Silberblech und -draht durch. Verbesserte Werkzeuge, eine Verfeinerung der Techniken und die Verwendung von Perlmutt, Spiny Oyster, Onyx, Lapislazuli, Malachit, Black Jet, Opal, Sugilith und weiteren Halbedelsteinen aus aller Welt kamen hinzu.

 

Der jedoch wichtigste Schmuckstein der Indianer des Südwestens ist der Türkis. Dem „Sky Stone“ werden magische Kräfte zugeschrieben und seine positiven Strahlen sollen seinem Träger Glück, Gesundheit und Reichtum schenken. Dabei ist er ein hydriertes Kupfer-Aluminium-Phosphat, das zumeist in geringer Tiefe und in kleinen Adern im Erdreich zu finden ist. Seine Farbskala reicht von tiefblau über blassblau, von blassgrün bis hin zu dunkelgrün, abhängig von jeweiligen Kupfer-/Eisengehalt. Sein Wert wird wesentlich durch seine Härte, seine Farbe, die Art seiner Matrix und die Häufigkeit seines Vorkommens bestimmt. Bekannte Minen in Arizona sind Turquoise Mountain, Kingman, Sleeping Beauty, Pinto Valley, Bisbee und Morenci, in New Mexico sind es Hachita, Tyrone, Santa Rita und Cerrillos/Tiffany. Die meisten Türkise in den USA findet man in Nevada: Lander Blue, Number 8, Royston, Pilot Mountain, Fox, Stormy Mountain, Easter Blue, Lone Mountain und Godber sind die bekanntesten. In Colorado sind King´s Manassa, Villa Grove und Cripple Creek erwähnenswert. Teilweise wird heute in diesen Minen nicht mehr abgebaut und für Topqualitäten werden Spitzenpreise bis zu mehreren hundert Dollar pro Gramm (!) erzielt. Zusätzlich finden bei der Herstellung von Indianerschmuck Türkise aus dem früheren Persien (Iran), von der Sinai-Halbinsel und aus China Verwendung. Fast 85 % aller geförderter Türkise sind von Minderqualität und müssen vor der Verwendung „behandelt“ werden: manche werden gefärbt, um die Intensität des Blaus oder das Grün zu verstärken („dyed“), weicher Türkiskalk wird mit Acryl gehärtet und die Farbe intensiviert („stabilized“). Übrigens werden stabilisierte Türkise am häufigsten bei der Indianerschmuckherstellung, auch wegen der Bezahlbarkeit, verwendet und sind seit 1993 offiziell von der IACA erlaubt. Wieder andere Türkise werden geölt und gewachst (“oiled and waxed“), durch einen speziellen Prozess in der Struktur verändert („enhanced“) oder sogar zu Pulver zermahlen, mit Kunstharz zu Blöcken verarbeitet und dann wiederum zu „Steinen“ geschnitten („reconstituted“).

 

„Pawn Jewelry“ ist speziell bei Sammlern als Indianerschmuck sehr gefragt. Seit weit über 100 Jahren ist das Pawn-System (Pfandleihe) ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens innerhalb eines Reservates und häufig ist die Familie seit Generationen Kunde in ein und derselben Pfandleihe. Früher wurde der Familienschmuck im Austausch gegen Ware oder Bargeld als Sicherheit im Pawn-Shop hinterlegt und im Frühjahr um im Spätsommer/Herbst, wenn die Schafsschur oder die Feldernte ihren Ertrag einbrachten gegen Zahlung des Zinssatzes wieder ausgelöst. Auch heute noch beleihen die Indianer, von denen viele das Bankensystem meiden oder gar kein Bankkonto oder Kreditkarte haben, neben anderen Gegenständen auch wertvollen Schmuck, um bei finanziellen Engpässen über die Runden zu kommen. Andere benutzen die Pfandleihe als sichere Verwahrungsstelle, auch die indianische Ehefrau verhindert so den Zugriff ihres Mannes auf Wertvolles. Nach einer gewissen Zeit, welche je nach Pfandleihe zwischen 3 Monaten und einem Jahr variieren kann, muss das Pfand wieder abgelöst werden. Geschieht das nicht, so wird das Pfand nach einer Sperrfrist (zumeist 30 Tage) zu „Dead Pawn“ und kann somit an jedermann weiterverkauft werden. Da dieser „Dead Pawn“, der nur ca. 5 – 7 % der beliehenen Stücke ausmacht, häufig ein authentisches, indianisches Schmuckstück ist, zumeist sehr alt ist, als Familienschmuck etwas besonders Wertvolles darstellt, von einem Native American Indian getragen wurde und gleichzeitig wegen seiner Geschichte Emotionen mit sich verbindet, stellt er für Sammler und Liebhaber aus aller Welt etwas sehr Begehrenswertes dar.

 

Neben Kennzeichnungen wie „Sterling“ und „925 Sterling“ kennzeichnet der Künstler sein Schmuckstück mit sogenannten „Hallmarks“, unter anderem um auf sich aufmerksam zu machen und Kaufinteresse für weitere Arbeiten zu wecken. Diese Signierung kann aus einem oder mehreren Initialen, dem ausgeschriebenem Namen oder einem Symbol bestehen. Unter www.art-amerindien.com finden Sie hierfür etliche Beispiele. Gerade bei neuzeitlichem, teurem Schmuck ist es hilfreich, wenn dieser eindeutig einem bestimmten Künstler zugeordnet werden kann. Bei altem Schmuck können diese Markierungen gänzlich fehlen. Ab 1940 begannen die indianischen Künstler mit den „Hallmarks“ ihre Arbeiten zu versehen, ab 1970 ist es bei echten Indianerschmuck üblich. Doch auch hier gibt es Fantasie-Signierungen, besonders bei Billigware aus Fernost.

 

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